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Backwaren werden teurer!


Backwaren werden bis zu 20% teurer!

Getreidepreise haben sich innerhalb eines Jahres dramtisch erhöht. Die Preise für Rohstoffe  machen aber nur bei 20% in der Backstube aus.

„Die höheren Preise bei Butter und Getreide können wir nicht alleine schultern", sagt Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Er kündigt Preiserhöhungen von bis zu 20% an.  Testbild 


Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat gestern erstmals die anstehenden Preiserhöhungen bei Brot und anderen Backwaren konkretisiert. "Ein Kilo Brot, das rund drei Euro kostet, wird sich in den kommenden Wochen um zwölf bis 15 Cent verteuern", sagte der Präsident des Zentralverbands, Peter Becker, dem Abendblatt. Dies entspricht einem Preisanstieg von bis zu fünf Prozent.

 

Deutlich stärker wird laut Becker die Preiserhöhung bei Croissants und anderen Produkten ausfallen, in denen nicht nur Mehl, sondern auch viel Butter steckt. "Ich erwarte einen um 15 bis 17 Cent höheren Preis bei einem Croissant". Bei einem Grundpreis von 85 Cent entspricht dies einem Anstieg von rund 20%.

 

Hintergrund der neuen Preisrunde sind einmal mehr die drastisch gestiegenen Rohstoffkosten. Eine Tonne Brotweizen kostet derzeit mehr als 200 Euro, das ist fast doppelt so viel wie noch vor einem Jahr, wie aus der Statistik der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn hervorgeht.

Dieser Preissprung hängt einerseits mit dem verregneten Sommer zusammen, der etwa den Bauern in Schleswig-Holstein die schlechteste Ernte seit 13 Jahren beschert hat. Daneben wächst aber auch die Nachfrage nach Getreide auf dem Weltmarkt. Weil in asiatischen Ländern immer mehr Fleisch gegessen wird und die Bevölkerung hier besonders schnell wächst, steigt auch der Bedarf an Futtergetreide. Zudem haben viele deutsche Bauern umgesattelt und bauen nun Mais oder Raps an, die beispielsweise als Grundstoff für Biodiesel oder Ethanol dienen.

 

"Wir haben eine absolute Ausnahmesituation auf dem weltweiten Getreidemarkt", sagte der Vorstandsvorsitzende von VK Mühlen, Rolf Brack. Der Konzern mit Sitz in Hamburg ist Europas größter Mühlenbetrieb und verbraucht etwa zwei Millionen Tonnen Getreide im Jahr. "Aufgrund der hohen Nachfrage halten viele Bauern ihr Getreide derzeit noch zurück und hoffen auf noch bessere Angebote", sagt Brack. "Dies treibt die Preise noch weiter in die Höhe." Er will nicht ausschließen, dass die Tonne Brotweizen noch einen Preis von 300 Euro erreichen könnte.

 

Nun machen die Mehlkosten laut Becker allerdings lediglich vier Prozent der Gesamtkosten in einer durchschnittlichen deutschen Bäckerei aus. Bei einem Brötchen liegen sie in der Größenordnung von zwei Prozent, bei einem Brot hingegen um die zehn Prozent. Den gesamten Materialeinsatz von Mehl über Milch, Aufschnitt und Käse bis hin zu Zucker bezifferte er mit etwa 20%.

 

"Gerade bei den Milchprodukten hat es ebenfalls erhebliche Preiserhöhungen gegeben", so Becker. Zudem hätten die Bäckereien auch mit gestiegenen Strom- und Personalkosten zu kämpfen. Die Gehälter für die Angestellten machten mittlerweile rund die Hälfte des gesamten Kostenblocks in einem Backbetrieb aus, die Energiekosten lägen bei drei bis vier Prozent, die Miete bei fünf bis acht Prozent.

Der Geschäftsführer des Milchindustrieverbands, Eckard Heuser, hatte erst eine drastische Preiserhöhung bei Molkereiprodukten angekündigt. Anfang September werde Quark um 53% teurer. Bei Käse würden die Molkereien einen Aufschlag von ein bis eineinhalb Euro pro Kilo verlangen. Der Einzelhandel hatte angekündigt, die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Dies ist auch bereits schon vielerorts geschehen.

 

Die EU forderte die Lebensmittelhändler zu einer moderaten Preispolitik auf. Die Preissteigerungen bei Milchprodukten in einigen Mitgliedsstaaten seien definitiv nicht auf die Gesamtsituation auf dem Markt zurückzuführen, erklärte EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel. Die Rohprodukte leisteten meist nur einen relativ kleinen Beitrag zum Preis für den Endverbraucher. "Ich hoffe daher, dass Supermärkte und Discounter verantwortungsvoll handeln".